HF 2: Inklusion und Exklusion im BE

Inklusion und Ausgrenzung im Engagement

„Und 2013 hatten wir Asylbewerber am Ortsrand (…). Am Sportzentrum. Da waren so Container aufgestellt und es war einfach nichts da bei uns. Sie wissen ja selber, wie der Nahverkehr ist. Gar nichts, noch schlechter als heute. (…) Und es gab zwar mehr Einkaufsmöglichkeiten noch (…). Aber es war halt für diese Leute unerschwinglich. Und die schnelle Versorgung konnten wir nicht gewährleisten. Und wir mussten dann mit diesen Männern,  (…)  mit einem Kleinbus weiter weg in die Kleiderkammer fahren. Und dann haben wir gesagt, wir brauchen letztendlich selber was.“

Bürgerschaftlichem Engagement wohnt eine integrative Kraft inne: Gemeinsam setzen sich Menschen für (oder gegen) etwas ein, entwickeln Aktivitäten, planen und führen Projekte durch, treten mit einer Stimme an die Öffentlichkeit. In den „Innenräumen“ des Engagements können sich Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen, Einstellungen oder beruflichen Hintergründen begegnen und zusammenarbeiten. Orte des Engagements und engagierte Gruppen können andererseits aber auch soziale Spannungen und vorhandene Barrieren verstärken.

Wo integriert Engagement? Wo stiftet es Zusammenhalt? Wo ermöglicht es benachteiligten Gruppen, ihre Interessen zu vertreten?

 

 

 

 

 

  • BE ermöglicht Voneinander-Lernen, Aushandeln und Miteinander-Gestalten, ist damit Ort für Demokratie-Machen und Demokratie-Lernen
  • Einsatz für etwas schafft in der öffentlichen Wahrnehmung Sichtbarkeit, z.B. von Bedarfen und Defiziten von benachteiligten Gruppen (z.B. Frauenrechtsbewegung).  Daran geknüpft ist Einwirkung auf bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse und eine Einforderung von Beteiligung, Handlungsdruck
  • Engagement kann sinnstiftendes Betätigungsfeld für Menschen werden, die aus verschiedenen Gründen keiner Erwerbsarbeit nachgehen können

Welche Faktoren wirken ausgrenzend? Wo gibt es Barrieren?

  • Großteil der Engagierten gehört der klassischen „Mittelschicht“, „Mehrheitsgesellschaft“ an
  • anteilsmäßig engagieren sich weniger Frauen, weniger Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache, weniger Menschen mit geringem Einkommen, weniger Menschen mit Migrationshintergrund.
  • Ausgrenzung im Engagement erfolgt oft nicht beabsichtigt
  • unterschiedliche Anerkennungsgrade für unterschiedliche Formen von Engagement:
    • resultiert Engagement aus einer persönlichen “Betroffenheit” und spielt nicht ein “höheres” Ziel an, wird es tendenziell weniger anerkannt
    • aber: Untersuchungen zeigen, dass Engagement immer einen biografischen Bezug hat
  • Anerkennung auch geknüpft daran, ob das Engagement im privaten oder öffentlichen Raum verortet wird, aber: Trennlinie zwischen beiden Bereichen ist schwer zu ziehen
  • Interaktionsformen und Raumgestaltungen von Engagement-Räumen berücksichtigen oft nicht kulturelle Diversität – sie sind dominiert von der Mehrheitsgesellschaft und deren Vorstellungen: Fehlende Zugänge, offene Räume, fehlende Partizipations- und Gestaltungsmöglichkeiten von “Minderheiten”, um sich diese Räume auch anzueignen und an der Ausgestaltung von BE teilzuhaben
  • Haltungsproblematik / fehlgeleiteten Vorannahmen wie Zuschreibung von Hilfsbedürftigkeit bestimmter Menschen / Gruppen führt z.T. zu übergriffigem Verhalten.
  • Hierarchien und Vorstellungen von Hilfeleistungen für „Schwächere“ von Seiten der Mehrheitsgesellschaft sind zwar auf den ersten Blick als Unterstützung motiviert, transportieren aber in sich Gefälle und die Abschreibung von Ressorucen, Fähigkeiten, selbst aktiv werden zu können. Stehen dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe entgegen.  Zudem stehen hier auch Erwartungshaltungen im Raum gegenüber den „Geholfenen“, etwa Dankbarkeit zu zeigen, die Anleitungen in das Leben zu integrieren

 

 

 

 

 

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