HF 1: Neues Ehrenamt

Ehrenamt und Engagement im Wandel

„Also, sagen wir mal, da war der Befehlston draußen zumindestens (…) noch härter. Da ist noch anders zugegangen.  (…) Da ist so geredet worden, wie man es heute nicht mehr machen soll, weil sonst würdest du die Leute verschrecken, auch die Jugendlichen verschrecken. Du musst da mit einem anderen Gefühl rangehen, früher hat es das nicht gegeben.“

Ehrenamt und Engagement verändern sich seit 20 Jahren merklich, klassische Vereinsarbeit tritt mehr in den Hintergrund, die Art der Zusammenarbeit, der Organisation von Engagement, aber auch grundlegende Einstellungen zu Engagement wandeln sich. Darauf reagieren Verbände, Vereine und Initiativen zunehmend. Neue Formen von Bürgerschaftlichem Engagement entstehen.

 

Einstellung zum Engagement & Motivation für Engagement

  • Menschen engagieren sich stärker aus selbstbezogenen Gründen. Sie möchten sich weniger einpassen in feste Strukturen und vordefinierte Aufgabenbereiche, weniger spürbaren Hierarchien ausgesetzt sein
  • sie wollen sich gestaltend einbringen, sich beteiligen, aber auch an Entscheidungen beteiligt werden
  • Engagierte wollen sich im Engagement erfahren, entwickeln
  • Raum des Engagements soll Erlebnisraum,  Raum der Inspiration sein
  • Rückhalt, Zusammenhalt/Gemeinschaft ebenso bedeutsam
  • Freude und Selbstwirksamkeit sind wichtig
  • Engagement soll möglichst sinnstiftend sein

=> diese Ansprüche können in Widerspruch zueinander stehen und Spannungen verursachen

Veränderte Rahmenbedingungen

  • erhöhte Flexibilität im Erwerbsleben (wechselnde Beschäftigungen, andere Arbeitszeitmodelle, Pendeln, Remote-Arbeiten)
  • familiäre Verpflichtungen (Pflege und Sorge von / für Angehörige) & private Care-Arbeit
  • wechselnde Auflagen von Seiten des Gesetzgebers
  • aktuell: Engagement in Pandemie-Zeiten

Rolle der Digitalisierung

  • neue Formen von Engagement, z.B. digitales Engagement (z.B. Online-Petitionen, Crowd-Funding/Sourcing-Aktionen)
  • Anforderungen an Vereine, Verbände, Initiativen auch in den sozialen Medien aktiv zu sein
  • digitale Möglichkeiten der Mitgliederorganisiation und Zusammenarbeit
  • ggf. Auflösung der Gebundenheit einer Gruppe an einen Ort

Bedeutung von Netzwerken

  • zunehmende Bedeutung der Vernetzung von Gruppen, Vereinen, Initiativen (zu regionalen, nationalen, globalen Netzwerken)
  • neue Anforderungen an Kommunikation (Kultur des Miteinanders), erweiterter Handlungsspielraum und ggf.     größerer Einfluss und Wirkung
  • ggf. Verstärkung von Spannungen durch mehr Diversität und mehr zu berücksichtigende Strukturen

Auswirkungen auf Ehrenamt & Engagement

  • Tendenz, dass das Engagement zunehmend kurzfristig & projektartig stattfindet, angepasst an je aktuelle Lebenssituationen
  • Auswirkung auf die Organisation der Engagementaktivitäten (Wie „geht“ Vorstand heute?)
  • auf die Engagementaktivitäten als solche
  • auf die Gestaltung von Gemeinschaft
  • auf das Zusammenbringen ganz unterschiedlicher Perspektiven, Motivlagen und Bedürfnisse
  • auf das Halten und Gewinnen von Mitgliedern / Mitwirkenden
  • auf die Integration neuer Zielgruppen

 

 

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